Pilgern 2.0 – Wandern, snacken, posten
Am 18. und 19. Oktober geht’s los: Zwei Tage, zwei Etappen, eine Mission – den Jakobsweg im Münsterland entdecken, aber bitte mit WLAN, kulturellem Mehrwert und gut gefülltem Rucksack. Angeführt wird das Ganze von einem Wanderexperten und einer Archäologin. Der eine weiß, wie man läuft, die andere, warum man’s überhaupt tut. Gemeinsam führen sie durch die mystischen Weiten zwischen Acker, Landstraße und Kreisverkehr – Orte, die so viel Spiritualität ausstrahlen wie ein Rastplatz mit Dixie-Klo.
Zwischen Asphalt und Erleuchtung – die Pilgerreise deluxe
19 Kilometer am ersten Tag, 14 bis 17 am zweiten – das klingt erst einmal nach Leistung, ist aber im Münsterland ungefähr so herausfordernd wie ein Spaziergang mit Pausenservice. Dafür gibt’s abends ein Konzert im RELíGIO-Museum in Telgte. Das ist nicht nur ein Ort religiöser Kultur, sondern jetzt auch Bühne für die musikalische Offenbarung: türkisch-spanische Klänge, die den inneren Frieden wecken – oder zumindest die Blasen an den Füßen vergessen lassen.
Und wer am zweiten Tag wieder Richtung Münster wandert, darf sich entscheiden, wo das Wunder endet: am Hauptbahnhof oder an der Bushaltestelle Stapelskotten. Beides hochgradig symbolisch – der eine Ort für die Rückkehr in die Zivilisation, der andere für die Verzweiflung, wenn der Bus gerade abgefahren ist.
Pilgern mit Komfort – Halleluja in Halbpension
Natürlich ist das Ganze kein gewöhnlicher Pilgertrip mit nassen Socken und selbst getrockneten Feigen. Nein, das hier ist Pilgern mit Panoramablick und Preisaufschlag. Das Gesamtpaket kostet 195 Euro im Einzelzimmer, 345 im Doppelzimmer – inklusive allem, was das moderne Wanderherz begehrt: Führung, Konzert, Essen, Frühstück und spirituelle Nachtruhe im Hotelbett statt auf Strohsäcken.
Wer nur samstags pilgern möchte, zahlt 80 Euro. Da ist dann die Absolution vermutlich nicht inklusive, aber immerhin ein Abendessen. Alles professionell organisiert und sogar gefördert – vom Land NRW, von Sparkassen, von Kulturstiftungen, und wahrscheinlich auch ein bisschen vom lieben Gott persönlich.
Das Münsterland Festival – Spanien trifft Spiekeroog
Das Festival selbst läuft vom 4. Oktober bis zum 8. November und steht ganz im Zeichen Spaniens. 50 Veranstaltungen, 1000 Tapas-Metaphern, unzählige Gitarrensaiten. Künstler*innen aus Spanien und dem Münsterland bringen Flamenco auf Bauernhöfe, Kunst in Kornspeicher und Jazz in Kirchen. Ein kulturelles Crossover, das irgendwo zwischen Ibiza und Ibbenbüren pendelt.
Die Veranstalter versprechen: Musik, Kunst, Begegnung und ein Hauch von „Olé!“ – alles mitten in der westfälischen Bodenständigkeit. Das Programmbuch gibt’s gratis nach Hause, als Beweis dafür, dass Kultur nicht immer teuer sein muss – nur die Hotels.
Am Ende bleibt die Erkenntnis
Pilgern im Münsterland ist keine Flucht aus der Welt – es ist eine charmante Flucht in die Welt der Fördergelder, Kulturprogramme und Wellness-Wanderschuhe. Hier trifft kontemplative Stille auf Sponsorenwand, und die einzige Sünde ist es, den Handyakku nicht rechtzeitig geladen zu haben.
Oder wie man im Münsterland sagt: „Wer den Jakobsweg sucht, muss nicht nach Santiago – manchmal reicht auch der Bus nach Stapelskotten.“