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Rückwärts nach Frankfurt – Die A45 und der Versuch, das Navi auszutricksen

Drolshagen – Wer schon einmal in einer Autobahnbaustelle gefahren ist, weiß: Es ist ein Ort zwischen Nervenzusammenbruch, Hoffnung und dem festen Glauben, dass der Mensch eigentlich nicht für 2,10 Meter breite Fahrspuren gemacht ist. Und genau dort, auf der A45, spielte sich am Donnerstagabend ein Stück deutscher Verkehrssatire ab, das jedem Fahrschullehrbuch die Tränen in die Seiten treiben würde.

Rückwärts nach Frankfurt – Die A45 und der Versuch, das Navi auszutricksen

Es war 20:30 Uhr, Baustelle kurz vor Olpe – also jener Abschnitt, in dem sich Fahrspuren teilen wie ein Ehepaar nach der Steuererklärung. Eine 40-jährige Autofahrerin dachte offenbar, sie befände sich auf der falschen Spur. Ihr inneres Navi sagte: „Das kann nicht stimmen, das hier geht bestimmt zur Abfahrt!“ – und was tut man in so einem Moment der Verwirrung? Richtig: Man fährt rückwärts auf der Autobahn.

Ein Schritt, den selbst Hollywood-Regisseure als „zu unrealistisch“ abgelehnt hätten. Doch die Fahrerin ließ sich nicht beirren. Während um sie herum Baustellenbaken leuchteten und Autofahrer vermutlich „Hölle, Hölle, Hölle!“ murmelten, legte sie den Rückwärtsgang ein – vermutlich in dem Glauben, die Autobahn sei nur ein etwas zu breiter Parkplatz mit leichtem Gegenverkehrsrisiko.

Und wie es im Leben so ist: Wenn man rückwärts denkt, knallt man irgendwann an die Realität. In diesem Fall war die Realität ein 25-jähriger BMW-Fahrer aus Herne, der völlig ahnungslos auf dem linken Streifen unterwegs war – wahrscheinlich gerade damit beschäftigt, seinen Tempomat mit der Geduld zu synchronisieren. Das Ergebnis: ein seitlicher Zusammenstoß, zwei fahruntüchtige Autos und ein kollektives „Das darf doch jetzt nicht wahr sein!“ auf der A45.

Beide Fahrzeuge mussten abgeschleppt werden, die Polizei sperrte die Fahrtrichtung Frankfurt komplett – für mehrere Stunden. Pendler erlebten so unfreiwillig den Höhepunkt deutscher Verkehrsdramatik: Stehen wegen einer Frau, die lieber zurück statt weiter fuhr. Schaden laut Polizei: etwa 20.000 Euro. Schaden fürs Image der Autofahrer: unbezahlbar.

Immerhin – und das ist fast schon rührend – wurde niemand verletzt. Ein Wunder, wenn man bedenkt, dass rückwärts fahrende Autos auf der Autobahn normalerweise nur in schlechten Träumen vorkommen. Die Polizei reagierte nüchtern wie immer: Führerschein sichergestellt, Anzeige wegen Gefährdung des Straßenverkehrs. Oder anders gesagt: Der Rückwärtsgang bleibt jetzt nur noch theoretisch im Auto vorhanden.

Die A45 wurde gegen 23 Uhr wieder freigegeben – vermutlich mit einer kollektiven Stoßseufzer-Welle aller Wartenden. Und irgendwo, zwischen Drolshagen und Olpe, wehte noch ein leichter Hauch von Gummi, Baustellenromantik und der Erkenntnis, dass Rückwärtsfahren auf der Autobahn zwar kreativ, aber selten clever ist.