Schnitzel-Schock an der Ostsee – Wenn die Panade teurer ist als der Urlaub
Man könnte meinen, das Schnitzel wäre in Butter aus Einhornmilch gebraten und mit handverlesenen Brotkrumen aus der römischen Antike paniert. Aber nein – es ist einfach nur ein Stück Schwein mit Fritte. Und trotzdem kostet es mehr als ein Wochenendticket nach Prag inklusive Bierdusche.
Der zuständige Landespolitiker hat sich empört gezeigt. Zu Recht, möchte man sagen – denn wer sich an der Ostsee ein Schnitzel bestellt, braucht mittlerweile einen Bausparvertrag. Er habe, so erklärte er, in Japan „für acht bis neun Euro hervorragend gegessen“. Ja, das mag sein – aber vermutlich auch in einem Land, wo Reis und Höflichkeit in Tonnenmaß vorkommen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt’s dafür den „Inselaufschlag“, den „Möwenblick-Zuschlag“ und natürlich die gefühlte Inflation pro Sonnenuntergang.
Doch zurück zum eigentlichen Drama: Das sogenannte „Tourismus-Barometer“ meldet schlechte Stimmung. Nicht, weil das Meer verschwunden wäre oder der Strand zu schmal – nein, weil die Preise schneller steigen als die Ebbe kommt. Das Gastgewerbe meldet sinkende Gewinne, steigende Kosten, fehlendes Personal und Gäste, die statt Currywurst lieber nur noch das WLAN-Passwort bestellen.
Und während der Tourismusminister noch überlegt, ob 29 Euro für ein Schnitzel „vielleicht doch ein bisschen happig“ sind, kontert die Gastronomie trotzig: Schuld sei die Politik – Mindestlohn, Energiekosten, Bürokratie! Man könne ja nicht einfach Luft und Liebe braten.
Die Wahrheit ist: In Mecklenburg-Vorpommern kostet mittlerweile alles ein bisschen mehr – wahrscheinlich auch das Atmen in Meeresnähe. 140 Euro im Schnitt für ein Hotelzimmer? Da erwartet man eigentlich, dass die Betten von Seehunden aufgeschüttelt werden. Zum Vergleich: In Brandenburg zahlt man knapp 99 Euro, in Sachsen-Anhalt 80. Gut, dort fehlt das Meer – aber dafür auch der Nervenzusammenbruch beim Bezahlen.
Und die Pizza? 11,11 Euro für eine Margherita! Ein Schelm, wer da an Karnevalspreise denkt. Vielleicht ein geheimer Versuch, Humor in die Gastronomie zu bringen. „Darf’s noch ein Topping aus Ironie sein?“
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband sieht die Sache anders: Die Politik solle sich „an die eigene Nase fassen“. Man möchte hinzufügen: Aber bitte nicht, bevor sie das nächste Menü bezahlt hat. Denn die Preisspirale dreht sich weiter, bis die letzten Touristen ihr Handtuch nehmen und nach Thüringen flüchten – da gibt’s noch Bratwurst zum Freundschaftspreis.
Am Ende bleibt eine große Frage: Wann wurde der Ostseeurlaub zum Luxuserlebnis für Menschen mit Zweitwohnung in Dubai? Vielleicht, als man anfing, das Meer als Premium-Abo zu begreifen.
Bis dahin gilt: Wer sparen will, bringt sein eigenes Schnitzel mit. Oder fährt gleich nach Japan. Dort gibt’s wenigstens acht Euro Mittagessen – und vermutlich auch bessere Laune.