Skip to main navigation Skip to main content Skip to page footer

Tango im Alten Rathaus – Ahlen schwingt das Bein

Ahlen, die Stadt der unbeirrbaren Kreisverkehre, der nervös blinkenden Baustellenampeln und der legendären Frage „Wo kann man hier eigentlich parken?“ – wagt den nächsten großen Schritt. Diesmal nicht im Straßenbau, sondern im Parkettbau: Am Mittwoch, 10. September 2025, wird das ehrwürdige Alte Rathaus zum epischen Tanzpalast. Motto: „Es darf getanzt werden!“ – als hätte man das bisher in Ahlen grundsätzlich verboten und erst jetzt eine Ausnahmegenehmigung von ganz oben erteilt.

Von 18 bis 21 Uhr heißt es dann: Tango Argentino – die wohl eleganteste Art, mit jemandem über ein Parkett zu stolpern, ohne dass es peinlich aussieht.

Tango für alle, die schon immer mal fremdschwitzen wollten

Der Kurs richtet sich an alle Neugierigen – also an die, die sonst bei „Rumba für Anfänger“ aus Versehen im Seniorenkreis gelandet sind. Tango Argentino, das ist Leidenschaft pur, das ist Schweiß auf der Stirn und Schuhsohlen, die verdächtig nach Turnhalle riechen. Man braucht keine Vorkenntnisse, nur den festen Willen, das eigene Gleichgewicht als Verhandlungsmasse einzusetzen.

Unter der fachkundigen Leitung von Jörn Kitzhöfer – der Name klingt schon nach jemandem, der mindestens drei Tangos gleichzeitig tanzen kann, während er den Teilnehmenden noch die Unterschiede zwischen Vorwärts- und Rückwärtsschritt erklärt – lernen die Mutigen die hohe Kunst des „bewussten Gehens zur Musik“. Das klingt erst einmal banal, aber in Wahrheit steckt darin mehr Drama als in der letzten Ratssitzung über die Nordstraße.

Kleine Schritte, große Wirkung

Im Mittelpunkt steht die Maxime: „Klein anfangen, groß wirken.“ Das kennen die Ahlener: ein kleiner Antrag, große Diskussion. Ein kleiner Schlag mit der Schippe, ganze Nordstraße lahmgelegt. Hier nun also das Ganze im eleganten Tanzformat: Ein Fuß vor den anderen, mit der richtigen Portion Leidenschaft, und schwupps – man fühlt sich wie auf einer staubigen Plaza in Buenos Aires, während man in Wirklichkeit im Alten Rathaus zwischen zwei Heizkörpern steht.

Paare gesucht – Singles geduldet

Um paarweise Anmeldung wird gebeten – klar, denn Tango ohne Partner ist wie Ratssitzung ohne Vorlagen: möglich, aber irgendwie traurig. Wer alleine auftaucht, darf trotzdem mitmachen, solange die VHS nicht vor lauter Einzelinteressierten den „Tango Argentino – Reise nach Jerusalem“-Modus einführen muss. Das sorgt natürlich auch für prickelnde Begegnungen: Wer weiß, vielleicht findet man im Alten Rathaus nicht nur den Rhythmus, sondern gleich auch die Liebe – oder zumindest jemanden, der dieselbe Schuhgröße hat.

Leidenschaft statt Langeweile

Drei Stunden lang verwandelt sich der ehrwürdige Sitzungssaal in eine Tanzarena, in der statt Satzungen die Schritte des Schicksals verhandelt werden. Wo sonst hitzig über Verkehrsführungen gestritten wird, lodert nun das Feuer der Bewegung. Wer hier einmal den ersten Schritt gewagt hat, wird nie wieder auf die gleiche Weise durch die Fußgängerzone laufen.

Der Tango-Abend ist mehr als ein VHS-Kurs. Er ist eine kulturelle Kampfansage an das monotone Marschtempo der Provinz. Ein Signal an die Welt: Auch in Ahlen darf getanzt werden – und zwar mit Stil, Leidenschaft und der leisen Gefahr, sich dabei in die falsche Richtung zu drehen. Aber das gehört dazu. Schließlich heißt es nicht ohne Grund: Tango ist das Leben in drei Minuten. Und in Ahlen eben auch an einem Mittwochabend im Alten Rathaus.