US Open oder US Open Mouth?
Der Hauptdarsteller im Nebensport
Das mit Spannung erwartete Endspiel zwischen zwei jungen Tennis-Titanen hätte pures Sportkino werden können. Doch die Kamera fand einen anderen Hauptdarsteller: ein Mann mit roter Krawatte, der sich 45 Minuten vor Spielbeginn in seiner Loge niederließ, als sei er gerade der neue Besitzer des Stadions. Die Menge reagierte wie bei einem schlechten Popkonzert: Hälfte Buh, Hälfte Bravo.
Die Veranstalter hatten vorausschauend darum gebeten, die „Reaktionen“ nicht zu zeigen. Ein frommer Wunsch – etwa so realistisch wie der Versuch, im Arthur Ashe Stadion das Geräusch eines aufplatzenden Tennisballs zu übertönen. ESPN blendete natürlich alles groß ein. Zensur und Tennis passen eben nicht zusammen.
Verzögerungsspiel: Advantage Mr. President
Die Sicherheitsmaßnahmen des Secret Service waren so gründlich, dass das Finale um ganze 49 Minuten verschoben werden musste. Angeblich, um den Fans „mehr Zeit“ zu geben, ihre Plätze einzunehmen. In Wahrheit standen Tausende Schlange, während der Präsident salutierend die Nationalhymne mitstarte, als sei er selbst im Finale – allerdings eher im Mixed-Doppel mit Bruce Springsteen, der im Publikum gefeiert wurde.
Auf Social Media machte sich der Frust breit. „Danke, Trump!!!“ schrieb eine Tennis-Ikone, als ob Verspätungen jetzt auch schon wie Flugausfälle von Air Force One klingen.
699 Dollar Eintritt – und dann noch Politik
Die billigsten Tickets für dieses Spektakel kosteten 699 Dollar. Wer also dachte, er zahlt für fünf Sätze Drama zwischen Alcaraz und Sinner, bekam stattdessen ein Politik-Schauspiel: Pfiffe, Applaus, Videowände und die Erkenntnis, dass Tennis im Jahr 2025 auch ohne Ball Schlagzeilen macht.
Viele Plätze blieben leer, das Stadion wirkte beim ersten Aufschlag eher wie eine Generalprobe. Vielleicht hatten einige Zuschauer ihre Karten zurückgegeben, weil sie statt eines Grand-Slam-Finales eher ein Wahlkampf-Match erwartet hatten.
Historische Einordnung: Seltenes Schauspiel
Dass Präsidenten sich bei den US Open blicken lassen, kommt ungefähr so oft vor wie ein Doppelfehler von Roger Federer. Das letzte Mal hatte ein anderer Bewohner des Oval Office im Jahr 2001 das Finale besucht. Der jetzige Amtsinhaber dagegen hat eine lange Vorgeschichte mit dem Turnier – jahrzehntelang als stolzer Besitzer einer eigenen Luxus-Suite. 2017 gab er sie ab, vermutlich weil selbst ein Präsident nicht gleichzeitig Oval Office und Tennis-Loge verwalten kann.
Politik stört immer
Alcaraz gewann am Ende klar und schob seinen Rivalen vom Tennisthron. Doch der wahre Sieger war wieder einmal das Spektakel. Denn wenn der Präsident auftaucht, dann spielen selbst die besten Sportler der Welt nur noch in der zweiten Reihe.
Statt „Game, Set, Match“ hieß es also: „Game, Set, Security Check“. Tennis bleibt Tennis – aber die US Open 2025 werden wohl als Turnier in Erinnerung bleiben, bei dem die Hauptrolle nicht mit Schläger, sondern mit Schlagzeilen gespielt wurde.