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VHS Ahlen auf großer Kunstfahrt – Zwischen Kaffee, Kultur und kilometerlangen Menschenfiguren

Es gibt Sonntage, da möchte man einfach liegen bleiben. Und es gibt Sonntage, da fährt man mit der VHS nach Bremen, um sich von einem Schweizer erklären zu lassen, warum Menschen eigentlich wie Strichmännchen aussehen. Die Volkshochschule Ahlen, bekannt für Bildungsreisen mit Thermoskanne und Sinnsuche, lädt am 23. November zu einer Exkursion in die Kunsthalle Bremen – Motto: „Alberto Giacometti. Das Maß der Welt.“

VHS Ahlen auf großer Kunstfahrt – Zwischen Kaffee, Kultur und kilometerlangen Menschenfiguren

Der Name allein klingt schon nach intellektuellem Muskelkater. Und genau darum geht’s: um das große Maß, die Welt, die Kunst – und um Figuren, die aussehen, als hätten sie in den Schweizer Alpen eine besonders strenge Diät durchgezogen.

Die dünnste Ausstellung der Welt

Endlich mal wieder was für Feingeister mit Augenmaß: Giacomettis Figuren, diese ikonischen, bleistiftdünnen Gestalten, stehen da, als hätten sie das Leben selbst durch einen Filter aus Existenzialismus und Espresso gesehen. Jetzt also die große Retrospektive – die erste seit zehn Jahren. Eine Dekade ohne Giacometti! Kein Wunder, dass die Kulturwelt zittert wie ein Bronzeabguss auf dünnem Sockel.

Doch die Ausstellung ist mehr als bloß ein Spaziergang durch eine Galerie voller filigraner Skelette mit Stil. Sie widmet sich – ganz ernsthaft – Giacomettis Beziehung zur Landschaft. Und nein, das ist kein Scherz. Der Mann, der Menschen wie senkrechte Striche formte, hatte ein Faible für Berge, Nebel und Natur. Vielleicht, weil die Schweizer Alpen genauso still und melancholisch sind wie seine Figuren. Oder weil man dort einfach Zeit hat, über das Dasein nachzudenken, wenn man keinen Handyempfang hat.

Zwischen Romantik und Realismus – mit Sitzkissen

Die Ausstellung zeigt, wie Giacometti die deutsche Romantik für sich entdeckte – also Caspar David Friedrich trifft existentialistische Magersucht. Die Figuren wirken wie Wanderer über dem Nebelmeer, nur eben ohne Meer und mit deutlich mehr Zigaretten.

Und während man durch die Ausstellung schlendert, begegnet man Werken aus allen Schaffensphasen – von den frühen surrealistischen Tagen („Ich mache Kunst, weil ich kann“) bis zur berühmten Nachkriegszeit, in der seine Figuren so aussahen, als hätte man sie direkt aus dem Trümmerstaub gezogen.

Ein Fest für Kunstfreunde – und für Leute mit Geduld

Die VHS-Exkursion bietet also nicht nur Kunst, sondern auch das volle Erlebnis: frühmorgendliche Abfahrt, Busfahrt mit Bildungsrauschen, eine Reiseführerin mit M.A.-Titel und die ständige Frage: „Sind wir schon da?“
In Bremen angekommen, wartet dann die Kunsthalle – eine Pilgerstätte für all jene, die glauben, dass man die Seele eines Künstlers erkennt, wenn man lange genug vor einem bronzenen Stockmännchen steht.

Dazu gibt’s vermutlich noch ein obligatorisches Stück Kuchen im Museumscafé, das laut ungeschriebenem Gesetz in jedem VHS-Ausflug enthalten ist.

Am Ende des Tages bleibt die Erkenntnis: Giacometti mag dünne Figuren geschaffen haben, aber seine Themen sind schwergewichtig. Und wer die Kunstfahrt überlebt, darf von sich sagen: „Ich habe das Maß der Welt gesehen – und es war erstaunlich schmal.“