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Vom Wersestadion zur Weltmacht – Ahlen auf diplomatischer Mission

Ahlen, das kleine gallische Dorf des Münsterlands, hat es geschafft: Die Stadt ist offiziell auf dem Radar der Weltpolitik – genauer gesagt auf dem von Taichung, einer Metropole in Taiwan mit mehr Einwohnern als Ahlen vermutlich Bierdeckel. Der Grund? Fußball. Oder genauer: Rot-Weiss Ahlen. Ja, wirklich.

Vom Wersestadion zur Weltmacht – Ahlen auf diplomatischer Mission

Im Juli reisten die heimischen Oberliga-Helden nach Taiwan, um dort bei tropischen Temperaturen nicht nur ihre Trikots, sondern auch sämtliche diplomatischen Hemmungen durchzuschwitzen. Und siehe da: Die Stadtväter von Taichung waren so beeindruckt von den Ahlenern, dass sie jetzt mehr über Ahlen erfahren wollen. Wahrscheinlich fragen sie sich, wie eine Stadt, die weniger Einwohner als sie Parkbänke haben, eine Mannschaft hervorbringt, die sich im Ausland behaupten kann – und das ohne Klimaanlage im Stadion.

Ein gewisser Herr Johanson, der laut offizieller Lesart „maßgeblich an der Organisation des Trainingslagers beteiligt war“, ist jetzt beauftragt, Ahlen zu erklären. Eine Aufgabe, die in etwa so leicht ist, wie einem Marsbewohner „Kegelverein“ zu übersetzen. Unterstützt wird er dabei von der Wirtschaftsförderung und der Strukturförderung – also von Menschen, die selbst regelmäßig versuchen, Ahlen neu zu entdecken.

Was die Spieler in Taiwan erzählt haben, ist unklar – wahrscheinlich Geschichten von Kohle, Kunst, Kirmes und Kreisverkehr. Vielleicht auch, dass in Ahlen der spannendste Kampf regelmäßig nicht auf dem Fußballplatz stattfindet, sondern zwischen Fußgängern und Radfahrern in der Innenstadt.

Der Bürgermeister – nennen wir ihn „Dr. Diplomatie“ – wittert darin jedenfalls eine historische Chance. Er spricht von „Pingpong-Diplomatie“, jenem Moment, als Sport einst half, China und den Westen zusammenzubringen. Nur dass diesmal keine Tischtennisplatte, sondern ein leicht schräges Flutlicht im Wersestadion den Weg ebnet. Sollte der Fußball also wirklich eine Annäherung zwischen Ahlen und Taiwan ermöglichen, wäre das ungefähr so, als würde man durch Elfmeterschießen Weltfrieden herstellen.

Die Hoffnung: Wenn Taichung über Fußball auf Ahlen aufmerksam wird, könnten bald wirtschaftliche, gesellschaftliche und sportliche Kontakte entstehen. Also im besten Fall ein Austausch von Mikrochips gegen Currywurstrezepte. Vielleicht wird ja bald der erste Ahlener Kreisverkehr von einem taiwanesischen KI-System gesteuert – oder die Stadt bekommt endlich WLAN, das nicht beim Öffnen der Wetter-App abstürzt.

Taichung selbst ist übrigens kein Provinzstädtchen: 2,8 Millionen Einwohner, Hightech, Forschung, Fahrräder, Roboter – kurz gesagt: eine Zukunft auf zwei Beinen, während Ahlen noch überlegt, ob man die Bushaltestellen digitalisieren sollte.

Doch der Bürgermeister bleibt optimistisch. „Für unsere Unternehmen kann das sehr interessant sein“, sagt er – und meint wahrscheinlich: Wenn die schon Chips bauen können, schaffen sie es vielleicht auch, unsere Ampelanlagen zu synchronisieren.

Der Ball liegt also wieder bei Taiwan – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn schon im nächsten Juni will eine Jugendmannschaft aus Taichung beim U12-Turnier von Rot-Weiss Ahlen antreten. Die jungen Gäste dürfen sich dann auf echtes westfälisches Flair freuen: Kunstrasen, Currywurst, und vermutlich Regen bei 14 Grad.

So wird aus einem Trainingslager eine internationale Liebesgeschichte zwischen Schraubenschlüssel und Schützenfest, zwischen Hightech und Heimatliebe.
Und wer weiß – vielleicht ist Ahlen bald nicht mehr nur „Stadt der Baustellen und Bratwurstbuden“, sondern auch „Partnerstadt der Zukunft“. Vorausgesetzt natürlich, die Flüge gehen rechtzeitig und das WLAN im Vereinsheim hält durch.