Vuelta Blockada: Wenn Proteste schneller sprinten als die Fahrer
Im Zielbereich von Bilbao flatterten plötzlich Palästina-Flaggen, so groß wie Einfamilienhäuser, und Aktivisten, die meinten, ein Radrennen sei die ideale Bühne für ihre Weltpolitik-Performance. Das Resultat: Statt Sprint-Finale und Konfetti gab es abgesperrte Straßen, hektische Funkdurchsagen und Fahrer, die drei Kilometer vor Schluss den Tacho ausknipsen durften. Offizieller Sieger? Fehlanzeige. Podiumszeremonie? Abgesagt. Der einzige, der was gewonnen hat, war der lokale Bäcker, weil sich die Zuschauer nach der Räumung noch schnell mit Empanadas trösteten.
Natürlich waren Sicherheitskräfte in Vollmontur im Einsatz. Ein Polizist murmelte angeblich ins Funkgerät: „Wir sichern hier gerade den Zielbereich eines Radrennens, während sich Leute mit Transparenten vor Carbon-Renner werfen. Ich hätte auch bei der Stierparade Dienst haben können …“ Immerhin: Chaos verhindert, Fahrer heil, und die Zuschauer mussten sich diesmal mit Polizeisirenen statt Siegerehrungs-Fanfaren begnügen.
Tragikomisch wird es, wenn man bedenkt: Schon in der neutralen Phase vor dem Start musste die Polizei Demonstranten von der Strecke klauben. Später tauchte ein Banner auf den Anstiegen auf, so groß, dass die Fahrer fast darunter durchducken mussten wie beim Kindergeburtstag mit Limbo-Stange. Dass es gestern auch noch einen Sturz wegen der Proteste gab, setzte dem Ganzen die Krone auf: Das „Rennen der Leidenden“ wird langsam zum „Rennen der Leidenden am falschen Ort zur falschen Zeit“.
Besonders pikant: Ein Team mit geopolitisch aufgeladenem Namen steht regelmäßig im Zentrum der Proteste. Das Ergebnis: Radprofis, die sich eigentlich nur um Wattzahlen, Kalorienzufuhr und die Farbe ihres Trikots kümmern wollten, werden plötzlich unfreiwillig zum Symbol globaler Konflikte. Man stelle sich vor: Da trainiert man monatelang für die Königsetappe, und dann blockiert jemand mit Plakat und Megafon die Straße, weil er ein politisches Statement setzen will. Das ist ungefähr so, als würde man beim „Tatort“ mitten im Showdown den Strom abstellen, um vor laufender Kamera für den Tierschutz zu werben.
Und die Zukunft? Am Donnerstag geht es über knapp 145 Kilometer durch das Baskenland – allerdings ohne große Attacken, dafür mit der Erwartung: „Hoffentlich keine Blockaden, höchstens Blockhead-Manöver im Feld.“ Am Freitag soll dann das legendäre Angliru-Massaker folgen, jener Berg, bei dem Fahrer normalerweise wie nasse Handtücher vom Rad fallen. Doch selbst dieses Spektakel könnte im Chaos versinken, wenn die Protest-Performancekünstler wieder ihre Straßenshow ausrollen.
Die Vuelta 2025: weniger Sport, mehr Gesellschaftsdrama. Früher hieß es „Radprofis leiden für Ruhm und Ehre“. Heute heißt es eher: „Radprofis leiden für Schlagzeilen, die mit ihrem Sport nur noch am Rande zu tun haben.“ Wer die Rundfahrt gewinnt, ist fast egal – Hauptsache, er schafft es bis ins Ziel, ohne in eine politische Inszenierung hineinzukrachen.