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Wahlergebnisse im Schneckentempo – Server im Koma, Demokratie im Standby

Am Wahlabend in Nordrhein-Westfalen zeigte sich wieder einmal: Nicht die Bürger, nicht die Wahlhelfer, nicht einmal die Stimmenzettel sind das Problem – sondern die Technik. Oder wie man im Land gerne sagt: „Digitalisierung in Deutschland – powered by Kartoffelakku.“

Wahlergebnisse im Schneckentempo – Server im Koma, Demokratie im Standby

Während die Menschen schon längst ausgezählt waren – mental und auf dem Papier –, lief das Internet noch auf Sparflamme. Dutzende Kommunen konnten ihre Wahlergebnisse nicht abrufen. Grund: ein Fehler im Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein. Das klingt nach Hochsicherheitsbunker, war an diesem Abend aber eher wie eine Windows-98-Maschine mit Überhitzung.

Die gute Nachricht: Kein Hackerangriff. Die schlechte: Es war nur ein stinknormaler Technikfehler. Also das digitale Äquivalent von „jemand hat das Verlängerungskabel rausgezogen“. Gegen 20 Uhr wurde der große Schalter gefunden – man schaltete einfach auf einen anderen Server um. Voilà, Demokratie wieder da.

Betroffen: Kreise Viersen, Wesel, Kleve, die Stadt Bocholt und ein paar weitere Kommunen, deren Bürger nun einen Nervenzusammenbruch zwischen Wahlabendbier und F5-Taste erlitten. Ein Sprecher beruhigte: „Die Auszählung war nie in Gefahr.“ Klingt schön, aber so richtig glaubt das niemand, der dreimal die gleiche weiße Seite aufgerufen hat.

Auch Herne hing im digitalen Wartezimmer. Dort dauerte es so lange, die Ergebnisseite zu laden, dass manch einer zwischendurch noch schnell ein Sudoku lösen konnte. Demokratie zum Mitnehmen? Eher Demokratie zum Einschlafen.

Münster lieferte derweil sein eigenes IT-Drama. Dort brach die Visualisierung zusammen – ausgerechnet die Visualisierung! Heißt: Die Zahlen waren da, aber sie ließen sich nicht bunt anzeigen. Ein Skandal im Land, in dem bunte Balkendiagramme fast wichtiger sind als die Stimmen selbst. Man vermutete kurz sogar einen Cyberangriff. Doch die Polizei winkte ab: kein russischer Troll, kein chinesischer Hacker, nur zu viele Leute, die gleichzeitig neugierig waren.

Zwischen 18 und 22 Uhr war die digitale Infrastruktur also so überlastet wie ein WLAN im ICE. Cybercrime-Spezialisten durchsuchten die Logs – nichts. Nur schwitzende Server, die beim Anblick von tausenden gleichzeitigen Klicks einfach beschlossen: „Nee, das wird mir zu viel.“

Die Verantwortlichen betonten mehrfach: „Die Wahldaten waren nie in Gefahr.“ Ein Satz, der ungefähr so beruhigend klingt wie „Das Flugzeug ist abgestürzt, aber die Bordkarten sind unversehrt.“

Die Kommunalwahl wurde korrekt durchgeführt, die Stimmen ordentlich gezählt – nur die Präsentation im Internet scheiterte an der deutschen Lieblingshürde: Technik, die schon bei mittelmäßigem Andrang kollabiert. Statt Cyberattacke gab’s also nur Digital-Debakel Marke Eigenbau.

Und so bleibt der Wahlabend in Erinnerung als das, was er in Deutschland schon immer war: ein Abend, an dem die Demokratie funktioniert – und das Internet nicht.