Wenn Alexa das Kopfkissen steuert – Die Nacht, in der smarte Matratzen den Aufstand probten
Grund für das nächtliche Chaos: Amazon Web Services (AWS) – also die Cloud, die alles regelt, was uns moderner erscheinen lässt, als wir sind – ging offline. Und mit ihr: tausende Betten, die plötzlich zu einer Mischung aus Sauna, Schleudersitz und Science-Fiction-Albtraum wurden.
Die „smarten“ Matratzen des Start-ups Eight Sleep, bis dahin das iPhone unter den Schlafmöbeln, verloren durch den Cloud-Absturz den Verstand. Ihre Besitzer fanden sich mitten in der Nacht in Schräglage wieder – halb aufrecht, halb wach, ganz verwirrt. Andere wurden in Betten gebraten, die nicht mehr aufhörten zu heizen. Ein Nutzer berichtete, er habe sich „gefühlt wie ein Schnitzel im digitalen Bräter“.
Offline-Modus? Fehlanzeige. Die Luxusbetten hingen am Tropf der Cloud, und ohne sie ging gar nichts. Eine romantische Vorstellung – wenn man auf Abhängigkeit steht.
Die Funktionsweise klingt ohnehin nach einem Traum aus der Marketinghölle: Die Matratzenhüllen („Pods“) sind mit Wasserleitungen, Sensoren und App-Steuerung ausgerüstet. Sie messen Schlafphasen, Puls, Bewegungen und wahrscheinlich auch, ob man bei „Siri, ich liebe dich“ wirklich Herzklopfen bekommt. Für den vollen Funktionsumfang darf man zusätzlich ein Abo abschließen – weil nichts so sexy ist wie eine monatliche Gebühr fürs Schwitzen im Bett.
Als AWS in der Nacht kollabierte, standen die Hightech-Betten still – oder eben nicht. Einige verweigerten den Dienst, andere führten ihn mit übermotiviertem Elan fort. Die Temperaturregelung blieb auf dem letzten Stand hängen – bei manchen auf arktischer Kühle, bei anderen auf Höllenfeuer. Reddit-User sprachen von der „Apokalypse der Schlaffunktionen“.
In Foren und auf X (ehemals Twitter) brodelte es:
„Wenn mein Bett Internet braucht, um mich nicht zu kochen, läuft was schief.“
Andere forderten, Amazon solle endlich wieder Offline-Optionen anbieten – nicht nur für Betten, sondern am besten auch für Beziehungen, Politik und Streaming-Dienste.
Das Unternehmen Eight Sleep entschuldigte sich artig und versprach Besserung – ein Offline-Modus sei „in Arbeit“. Wann? Vermutlich, sobald die Entwickler wieder ausgeschlafen sind.
Die Nacht vom AWS-Ausfall bleibt jedenfalls als symbolträchtiger Moment digitaler Hybris in Erinnerung. Früher war Schlaf privat. Heute braucht man dafür eine Internetverbindung, einen Server in Virginia und am besten eine Firewall gegen Albträume.
Die Moral: Wer sich ein Bett kauft, das klüger ist als er selbst, sollte sich nicht wundern, wenn es irgendwann anfängt, die Kontrolle zu übernehmen.