Wenn Vergangenheit wieder hochgeht – Der Blindgänger von der Loddenheide
Donnerstag ist Sprengstofftag
Am Donnerstag, dem 9. Oktober, rückt der Kampfmittelräumdienst an. Das klingt nach Actionfilm, ist aber meistens eher die geduldige Kunst des Buddelns. Helm auf, Schaufel raus, und rein in den Untergrund. Erst wenn die Experten das Objekt der Begierde freigelegt haben, weiß man, ob es sich tatsächlich um eine Bombe handelt – oder nur um den letzten Rest des Baustellenkaffees von 1945.
Und falls es wirklich ein Blindgänger ist, dann heißt es: Alle raus!
Ein Umkreis von 250 Metern wird evakuiert – also das, was man in der Loddenheide als „städtische Rushhour“ bezeichnet: ein paar Gabelstapler, drei Leute im Blaumann, und jemand, der gerade eine Excel-Tabelle speichert.
Evakuierung, aber mit Stil
Immerhin: Wohnungen gibt es in der Zone keine. Nur Industrie und Gewerbe. Das heißt, kein Mensch muss sein Sofa verlassen, aber einige müssen ihren Drucker ausschalten.
Die betroffenen Betriebe dürfen sich schon mal auf den schönsten Arbeitstag des Jahres freuen: „Chef, ich kann nicht kommen, da ist ne Bombe unterm Parkplatz.“
Eine Ausrede, die man nicht alle Tage hat – und die mancher gern auch für den Montagmorgen behalten würde.
Die Stadt kündigt an, dass im Falle einer Entschärfung sämtliche betroffenen Wege gesperrt werden. Man kann also davon ausgehen, dass sich das Münsteraner Navigationssystem kollektiv verabschiedet: „Route wird neu berechnet… Route wird neu berechnet… gute Nacht.“
Informationsflut deluxe
Sollte es wirklich ernst werden, ist die Informationsstrategie durchdacht wie ein Notfallplan in einer IKEA-Küche:
Die Stadt und die Feuerwehr informieren über Münster.de, Social Media, lokale Medien und natürlich die Warn-App NINA.
Wer NINA nicht hat, kann wahlweise aus dem Fenster schauen oder einfach auf das Geräusch der Sirene warten. Münster wäre nicht Münster, wenn die Bürgerinnen und Bürger nicht schon im Vorfeld wissen wollten, ob sie beim nächsten Bombenfund wenigstens Homeoffice beantragen können.
Alte Zeiten, neue Aufregung
Die Loddenheide erlebt also wieder Spannung. Früher rollten dort Panzer, heute Paketdienste.
Und während die Kampfmittel-Experten vorsichtig graben, hoffen die umliegenden Firmen, dass es am Ende nur ein harmloser Blindgänger ist – oder wenigstens einer, der noch Garantie hat.
Denn seien wir ehrlich: In Münster sprengen sie sonst höchstens mal Preise auf dem Immobilienmarkt.
Aber so ein bisschen „Kaboom“ in der Loddenheide – das hat doch was Nostalgisches.