Westtünnen goes München – oder: Wie Hamm auf der EXPO REAL die Zukunft unterzeichnete
Denn was klingt wie ein Bahnansage-Fehler – „Südlich Haltepunkt Westtünnen“ – ist in Wahrheit das neue Sehnsuchtsziel der Stadtplanung. Hier, zwischen Wiesen, Gleisen und der romantischen Aussicht auf vorbeirauschende Regionalbahnen, soll in den nächsten Jahren ein neues Wohngebiet entstehen. Und das geht natürlich nicht ohne eine Kooperation mit klingendem Namen: NRW.URBAN, die Tochtergesellschaft des Landes, die klingt, als würde sie Hochhäuser aus Luft und Hoffnung bauen.
Der Vertrag mit dem Fortschritt
Mit feierlichem Lächeln und wahrscheinlich einem leicht überteuerten Messekaffee wurde also ein Entwicklungsträgervertrag unterzeichnet. Treuhänderisch – ein Wort, das in Verwaltungskreisen so viel Erregung auslöst wie „All-you-can-eat“ im Rathauskeller.
NRW.URBAN darf jetzt „alle wesentlichen Schritte der vorbereitenden Untersuchungen“ übernehmen.
Was das bedeutet? Ganz einfach: Gutachten, Tabellen, PowerPoint-Präsentationen mit freundlichen Pfeilen und viele Zoom-Meetings mit Titeln wie „Abstimmung Bodenrichtwertphase 2b“.
Finanziert wird das Ganze über ein Treuhandkonto bei der NRW.BANK – natürlich, denn wenn irgendwo ein Konto mit „Treuhand“ im Namen auftaucht, fühlt sich die öffentliche Hand so richtig sicher. Die Gewinne aus der späteren Vermarktung fließen dann zurück in den städtischen Haushalt. Und dort warten sie geduldig, bis jemand sagt: „Lasst uns was Schönes investieren – vielleicht in einen neuen Kreisverkehr!“
Zwischen Vision und Vermessung
Doch bevor jemand den ersten Spatenstich machen darf, wird untersucht, geprüft, begutachtet und berechnet – die Lieblingsbeschäftigungen deutscher Städte, direkt hinter Ausschusssitzungen und Bürgerbeteiligungsverfahren mit zehn Teilnehmern und elf Meinungen.
Ziel: eine vollständige Kosten- und Finanzierungsübersicht.
Ergebnis: Excel-Tabellen in Farbe.
Erkenntnis: „Es wird teurer als gedacht.“
Und während die Stadt stolz verkündet, sie behalte selbstverständlich die „vollständige Planungs- und Entscheidungshoheit“, wissen alle: Am Ende entscheidet sowieso das Gutachten.
Kooperative Baulandentwicklung – das klingt nach Händchenhalten
Das Ganze läuft unter dem freundlichen Label „Kooperative Baulandentwicklung“ – ein Konzept, das ungefähr so klingt, als würde man gemeinsam ein Baumhaus bauen, aber mit mehr Formularen.
Andere Städte haben’s vorgemacht: Hattingen, Wickede, Bochum – alle haben schon erfolgreich kooperiert, gerechnet, geplant und wahrscheinlich auch ein bisschen gewartet.
Ausblick: Westtünnen – die neue Metropole?
Wenn alles gut läuft, stehen in ein paar Jahren dort, wo heute noch Windräder und Feldhasen dominieren, Einfamilienhäuser mit Wärmepumpe, Lastenradgarage und Glasfaseranschluss.
Vielleicht gibt’s sogar einen Spielplatz, auf dem Kinder eines Tages sagen: „Hier wurde mal ein Vertrag auf der EXPO REAL unterschrieben!“
Randbemerkung aus der banahlen Redaktion:
Man muss die Stadt einfach lieben – sie schafft es, aus einer Unterzeichnung in München eine Zukunftsvision für Westtünnen zu machen.
Oder, um es mit westfälischer Poesie zu sagen:
„Heute Vertrag, morgen Flächennutzungsplan – übermorgen Hoffnung.“