Willkommen auf Norderney – dem einzigen Urlaubsort, an dem der Ernst des Lebens schon am Fähranleger beginnt
Eine Stunde Gnadenfrist – danach bist du vogelfrei
Die Regeln sind streng: Wer mit der Fähre ankommt, hat genau eine Stunde Zeit, das Gepäck auszuladen. Danach: Schicht im Schacht. Kofferraum zu, Auto raus, sonst kassiert man schneller ein Ticket als eine Kugel Spaghetti-Eis am Strand.
Das Paar hatte wohl geglaubt, Urlaub beginne mit Entspannung. Doch auf Norderney beginnt er mit einem 60-Minuten-Action-Adventure: „Mission Kofferentladung“. Wer die Quest nicht in der vorgesehenen Zeit abschließt, darf zur Belohnung 20 Euro abdrücken.
Facebook-Wut statt Strandkorb-Ruhe
Natürlich landet der Fall sofort im digitalen Empörungs-Strandkorb: Facebook. Dort spricht das Paar von einer „urlauberunfreundlichen Insel“. Das klingt harmlos, ist aber auf Norderney ungefähr so, als würde man in Rom den Papst kritisieren. Sofort tobt die Kommentarspalte: Die einen sehen die Ordnungshüter als Helden im Kampf gegen den SUV-Kofferchaos-Terrorismus, die anderen als kleinkarierte Ferien-Vernichter mit Klemmbrett-Komplex.
Die Insel und ihr Hirn-Verlust-Phänomen
Ein anderer Urlauber meint gar, die meisten Gäste ließen ihr Gehirn „auf dem Festland zurück“. Übersetzt: Sobald man von der Fähre rollt, verwandeln sich alle in Koffer-Zombies, die wahllos Parkverbote ignorieren und sich benehmen, als sei die Insel ein IKEA-Parkplatz. Bemerkenswert viele stimmen zu. Offenbar gehört es zum Ferienritual, dass man erst das Hirn im Hafen einschließt, bevor man die Unterkunft betritt.
Ordnungsamt vs. Realität
Die Betroffenen wehren sich: Eine Stunde sei viel zu wenig. Ferienwohnungen seien oft nicht rechtzeitig frei, Gepäckberge größer als der Deich, und man könne schlecht mit dem Koffer unterm Arm die Insel zu Fuß erkunden. Theoretisch gäbe es „Ermessensspielraum“ für die Beamten. Praktisch bedeutet das: Der Spielraum endet genau dort, wo die Uniform beginnt.
Kritiker nennen das „weichgespülten Blödsinn“. Das Ordnungsamt nennt es: „Dienst nach Vorschrift.“
Früher war mehr Bollerwagen
Die Veteranen erinnern sich: In den 1980ern war das alles noch einfacher – nämlich komplett verboten. Autos durften gar nicht in die Stadt. Da schnallte man sich das Gepäck in den Bollerwagen und stapfte los. Das war zwar unpraktisch, aber immerhin wusste jeder: Stress gehört zum Urlaub wie Sonnenbrand und Sand im Bett.
Heute ist es komplizierter: Auto ja, aber nur kurz, und wehe du brauchst länger, weil dein Vermieter noch den Schlüssel sucht. Willkommen im Paragrafenparadies.
Urlaub als Wettkampfdisziplin
Am Ende sind 20 Euro futsch, und die Moral der Geschichte ist so klar wie das Nordseewasser nach Sturmflut: Wer auf Norderney Urlaub macht, sollte packen wie ein Formel-1-Boxenstopp. Raus, Koffer schnappen, rein in die Wohnung, Auto weg – sonst zahlt man Lehrgeld.
Oder man bringt gleich den Bollerwagen mit und zeigt den Ordnungsbeamten: „Seht her, ich bin traditionsbewusst. Und schneller als ihr denkt.“