Windsor, Würstchen & Wahre Weltmacht: Wenn König, Premier und Präsident nur Staffage fürs KI-Bankett sind
Der Star des Abends: der US-Präsident, flankiert von Monarchen und Ministern, flankiert wiederum von den echten Herrschern der Welt – Tech-CEOs mit Krawatten so glänzend, dass sie fast als zweite Lichtquelle durchgegangen wären. Blumen-Bouquets, Hymnen, Lobreden – alles in feinster Disney-Manier, nur dass die Prinzessinnen diesmal Nvidia und OpenAI heißen.
Der König lobte die „gemeinsame Geschichte und demokratische Tradition“. Nett gesagt, wenn man bedenkt, dass die Amerikaner ihre „gemeinsame Geschichte“ damals mit einer hübschen Revolution beendet haben. Aber gut, man ist versöhnlich. Schließlich gibt’s Wichtigeres: Ukraine, Gaza, Außenpolitik – alles hübsch verpackt in warmen Worten, während draußen Kanonen donnern. Diplomatie ist halt wie Tischdeko: Sieht nett aus, riecht nach Rosen, aber am Ende ist es doch nur Fassade.
Heute nun das nächste Kapitel: Der Präsident trifft den Premier. Themen: Weltfrieden und Wirtschaft, also die übliche Mischung aus Heiligenschein und Kassenbuch. Der Premier wird höflich, aber bestimmt daran erinnern, dass ohne die USA Europas „Stärke“ ungefähr so durchschlagend wäre wie ein britisches Butterbrotmesser. Russland lässt sich eben nicht mit höflichen Ansprachen beeindrucken.
Doch das Bankett hat bereits klar gemacht, worum es wirklich geht: Künstliche Intelligenz. Während die Kerzen flackerten und die Kellner Silberplatten balancierten, verkündeten die Tech-Giganten 36 Milliarden Euro Investitionen. Ein KI-Segen für Großbritannien, so klang es zumindest. Der Nvidia-Chef posaunte gar, das Königreich werde zur „Supermacht“. Da jubelte der Premier, als hätte er gerade das Brexit-Chaos ungeschehen gemacht.
Aber Moment: Wenn amerikanische Konzerne Milliarden versprechen, dann ist das nicht unbedingt Nächstenliebe. Es ist eher wie ein Vertrag mit dem Teufel – nur dass der Teufel diesmal Rechenzentren baut und im Gesundheitswesen mitmischt. Man redet von Supercomputern, Datenzentren, KI im Krankenhaus und – Trommelwirbel – „technischen Standards für neue Atomreaktoren“. Ein Bankettmenü, das vom Aperitif bis zum Dessert mit Kalorienbomben der Abhängigkeit gespickt ist.
Die Experten warnen schon: Macht sich Großbritannien damit nicht zur KI-Kolonie der USA? Während Brüssel noch mit der Regulierung jongliert, könnten die Briten als nützliche Handlanger fungieren, um die europäischen Regeln auszubremsen. Klingt nicht gerade nach „Supermacht“, eher nach „Supermarkt“: Ware: britische Souveränität. Preis: ein paar Milliarden. Käufer: die USA.
Am Ende bleibt ein schillerndes Bild: Ein Staatsbankett als Traumszene, bei der Kerzenlicht und Champagner die Illusion nähren, man sitze auf Augenhöhe. In Wahrheit aber sitzen die wahren Herren des Spiels am Tisch – mit Cloud-Speichern statt Kronjuwelen und Algorithmus statt Adelstitel.
Willkommen im 21. Jahrhundert: Das Königreich feiert, die USA kassieren, und die KI rechnet im Hintergrund schon mal aus, wie lange es dauert, bis die Briten merken, dass sie nur Statisten im Silicon-Valley-Märchen sind.