Zwei gehen, der Kreis dreht sich weiter – Beamten-Ballett mit Applausgarantie
Denn während draußen die Welt über Krisen, Klimawandel und künstliche Intelligenz diskutiert, wird im Kreis Warendorf noch die Kunst des geordneten Übergangs zelebriert – mit Handdruck, Dankesrede und vermutlich einem Käse-Igel aus der Kantine.
Vom Ordnungshüter zum Freizeitkünstler
Beginnen wir mit dem Mann, der jahrzehntelang über die öffentliche Sicherheit, Ordnung und Straßenverkehr wachte – also über das, was in Deutschland heiliger ist als Weihnachten und TÜV zusammen.
Er begann einst als junger Jurist, frisch aus Münster, noch mit Hoffnung in den Augen und Restidealismus im Herzen. Damals suchte der Kreis „einen erfahrenen Juristen“ – und fand stattdessen ihn. Aber was soll’s, Kompetenz ist bekanntlich erlernbar, Verwaltungserfahrung dagegen ansteckend.
Über 30 Jahre lang manövrierte er durch die Untiefen des Ordnungsrechts. Sein Schreibtisch war die Frontlinie zwischen Bürgerantrag und Bürokratie. Unter seiner Leitung arbeiteten schließlich über 300 Mitarbeitende: von der Ausländerbehörde bis zur Zulassungsstelle, vom Rettungsdienst bis zur Leitstelle. Kurz: überall dort, wo das Blaulicht blinkt und das Faxgerät noch als Lebensader gilt.
Er war stellvertretender Krisenstabsleiter – also der Mann, der immer dann gebraucht wurde, wenn es brannte. Flüchtlingskrisen, Pandemien, Jägerprüfungen – er war dabei. Und ja, er prüfte persönlich unzählige Jungjäger, bevor sie mit Waffe und Wildschweintraum in die Freiheit entlassen wurden. Nun darf er endlich selbst schießen – auf Golfbälle oder Mücken, das bleibt sein Geheimnis.
Seine Nachfolgerin steht schon fest: eine Frau aus dem Büro des Landrats, die wahrscheinlich bereits weiß, wie man in Krisen lächelt, während das Telefon brennt.
Vom Pferdeflüsterer zum Amtsveteran
Der zweite Ruheständler – ein Veterinär mit Doktortitel und unerschütterlicher Geduld – verbrachte sein Berufsleben zwischen Schweinen, Ställen und Salmonellen. Nach Stationen in Antwerpen, Berlin und Elmshorn zog es ihn schließlich dorthin, wo Kühe noch Namen haben und Lebensmittelüberwachung kein Netflix-Genre ist: in den Kreis Warendorf.
Dort kämpfte er jahrzehntelang gegen Seuchen, verdorbene Mettbrötchen und Behördenchaos. Er führte 2.500 Nutztierhaltungen, 2.500 Lebensmittelbetriebe – und vermutlich doppelt so viele Aktenordner.
Sein Job: die unsichtbare Balance zwischen Landwirtschaftsromantik und Hygienevorschrift. Zwischen Stallgeruch und Sterilität. Zwischen „Guten Morgen, Frau Müller“ und „Diese Probe muss ins Labor“.
Nach 30 Jahren im Dienste der keimfreien Wahrheit geht nun auch er – mit der Ruhe eines Mannes, der weiß, dass Salmonellen nie ganz verschwinden, sondern nur Urlaub machen.
Sein Nachfolger? Natürlich längst gefunden – die Verwaltung übergibt Verantwortung so nahtlos, dass selbst Laser-Scanner neidisch würden.
Zwei Männer, drei Jahrzehnte, unzählige Paragraphen – und ein gemeinsamer Abgang mit Sektglas und Händedruck. Der Landrat dankte ihnen für ihren „Einsatz auch bei schwierigen Themen“ – was im Amtsdeutsch etwa bedeutet: „Sie haben das Chaos überlebt.“
Nun beginnt für beide der schönste aller Verwaltungszustände: die Freizeitphase. Ohne Sitzung, ohne Protokoll, aber mit Genehmigung.
Und irgendwo im Kreis Warendorf flackert leise ein Licht im Flur – als wollte es sagen: „Der Betrieb läuft weiter. Aber ein bisschen weniger hell.“